14. Mai 2012

Runaway Bride/6





Die Natur selbst ist wie ein Herd: Wir können das Feuer wiederbeleben, solange noch Glut da ist.              Thor Heyerdahl

Kat verbrachte die nächsten Tage damit, mit ihrer Klasse ein Theaterstück für das Schulfest einzuüben.
Ihre Schüler hatten sich wie erwartet für Shakespeares Romeo und Julia entschieden.
Das Stück sollte in Englisch aufgeführt werden und es gab ein heilloses, aber positives durcheinander bei der Rollenverteilung.


Wann immer das Wetter es zu lies, probten sie draußen und dann brachte sie Jack mit.

Der Hund erfreute sich außerordentlicher Beliebtheit und er war Kat im Sturm ans Herz gewachsen.
Wenn sie ihn nicht mitnehmen konnte, passte ihre ältere Nachbarin auf ihn auf.



Kat hatte gerade geduscht und stand nun im Schlafzimmer und war dabei sich für ihren geplanten Abend fertig zu machen.
Sie freute sich schon die ganzen Tage auf das Treffen mit ihren Freundinnen.

Ewig waren sie schon nicht mehr aus gewesen und für heute hatten sie einiges geplant.

Sie schlüpfte in ihre schwarzen Röhren Jeans und ein eng anliegendes schlichtes weißes T-Shirt.
ihr Outfit peppte sie mit einer langen schwarzroten Perlenlette auf.
Dazu zog sich noch ein paar hohe schwarze Pumps an und ihre Lieblings Jeans Jacke.

Sie hatte sich dezent geschminkt und ihre rotbraunen Haare einfach offen gelassen
Es wirkte lässig, aber dennoch sexy gekleidet.
Ihre zierliche Figur wurde perfekt betont.

Sie war bereit sich ins Getümmel zu stürzen.

Katja hatte Karten für ein Konzert organisiert.
Sie kannte die Band zwar nicht, aber sie hatte das Gefühl, dass sie eine Menge Spaß haben werden.


Sie schnappte sich ihre Jacke, leinte Jack an und ging gut gelaunt zu ihrem Wagen.

Bevor sie zum Cafe fuhr, in dem sie mit ihren Freundinnen verabredet war, hatte sie noch etwas Besonderes vor.

Eine Stunde später erschien sie am verabredeten Ort.

Julie, Katja und Nicole warteten bereits.
Sie begrüßten sich freudig und Kat bestellte einen Cappuccino.

„Also was hab ich verpasst?“, fragte sie in die Runde.

Nicole grinste und rückte ihren blonden Zopf zurecht.
„Wir reden gerade darüber, was wir in der letzten Zeit verrücktes angestellt haben.“

Kat lächelte.

„Na dann mal los. Was habt ihr getrieben?“

Katja verdrehte die Augen und tippte auf ihr Knie.
„Das ist doch wohl offensichtlich.“

„Eine Runde mitleid!“, scherzte Nicole und setzte dann einen leicht verlegenen Blick auf.

„Ich hab Annes Tagebuch gelesen.“

Ein paar entsetzte Blicke Richteten sich auf sie.

„Was sollte ich denn machen? Meine Teenager Tochter redet ja nicht mehr mit mir.“

Kat schüttelte empört den Kopf.
„Jetzt hat sie auf jeden Fall einen Grund es wirklich nicht mehr zu tun.“

„Ich weiß. Ich habe auch ein wirklich schlechtes Gewissen.“

„Das geschieht dir recht. Du erinnerst mich gerade an meine Mutter.“

„Hast du denn jetzt irgendwelche neuen Erkenntnisse?“ hakte Katja nach.

Nicole grinste.
„Nein. Ich war in ihrem Alter viel wilder. Ich hab mir umsonst Sorgen gemacht.“

Kat räusperte sich.
„Ich toppe euch alle.“

Die drei Frauen sahen sie neugierig an.

„Also mal abgesehen von Jack.
Ich habe gerade 900 Euro für eine Kamera ausgegeben.“

Katja und Julie schlugen spontan ein.
Sie wusste wie teuer eine Fotoausrüstung sein konnte und freuten sich sichtlich über Kats Entscheidung.

Nicole sagte seufzend:
„Ich schule um auf Lehrerin.“

Kat blickte sie entschuldigend an.
„Ich hatte noch ein paar eiserne Reserven.“


Julie räusperte sich verlegen.
„Ich habe vor getäuscht.“

„Das nennst du verrückt? Ich mache das andauernd.“, warf Nicole locker ein.

Katja lachte und Kat nahm grinsend einen Schluck von ihren Cappuccino.

„Hast du einen neuen Freund? Hab ich was verpasst?“, wollte Nicole noch wissen.

„Nein, es war ein One Night Stand.
Ich weiß, ich bin ein böses Mädchen.
Keine Moralpredigt bitte.
Also zurück zum Thema.
Ich hatte sogar so ein kurzes kribbeln.
Ihr wisst schon, wenn man kurz davor ist.“

„Ja und was war dann?“, wollte Katja nun wissen.

„Ich musste nießen.“

Kat verschluckte sich halb an ihrem Getränk und brach dann in Gelächter aus.

Die beiden anderen Frauen mussten ebenfalls lachen.

Kat wischte ihre Lachtränen weg und schüttelte den Kopf.

„Ich hab dich ewig nicht mehr so lachen hören.
Schön, dass ich dir das wieder entlocken konnte.“, sagte Julie mit einem breiten Lächeln.


Die Vier Frauen saßen noch eine Weile in dem kleinen gemütlichen Cafe und redeten über allerlei Unsinn.

Sie beschlossen spontan in den Park zu gehen und genossen das bunte Treiben.

Jack amüsierte sich prächtig und entwickelte langsam immer mehr vertrauen.
Er rannte auf der Wiese herum und spielte mit ein paar anderen freilaufenden Hunden.

Sie suchten sich einen freien Platz in der Sonne und ließen sich auf den Rasen nieder.

Julie und Nicole sorgten für Getränke und Kat saß nun allein mit Katja in der Sonne.

„Was würdest du tun, wenn du ihn plötzlich wieder sehen würdest?“

Kat wusste genau, wem sie mit ihn meinte.

Julie und Katja waren die einzigen, die über ihre Geschichte Bescheid wussten.
Schließlich haben sie beide damals ihren Liebeskummer hautnah miterlebt.

Sie seufzte.
„Die Wahrscheinlichkeit ist sehr gering. Wir leben auf verschiedenen Kontinenten.“

Katja verdrehte die Augen.
„Das ist doch jetzt völlig egal. Man kann doch mal rumspinnen.“

Kat griff nach ihrer Tasche und holte ihre neue Kamera hervor. Sie fing an sie zusammen zu bauen und sagte:

„Er würde mich wahrscheinlich nicht erkennen oder mich nicht beachten und damit hätte sich das Thema erledigt.
Sollte er mich erkennen, würde ich wahrscheinlich nett grüßen und weiter gehen.
Oder glaubst du vielleicht, ich würde ihn nach all den Jahren noch zur Rede stellen und ihm eine Szene machen? Warum fragst du überhaupt?“

Katja zuckte mit den Schultern.
„Ich war nur neugierig.“

Kat entging der merkwürdige Blick von Katja nicht. Deuten konnte sie ihn jedoch auch nicht.

Sie schraubte das Objektiv auf die Kamera und teste ihr können.
Das erste Foto war von Jack, wie er hinter einem anderen Hund herlief.
Das Ergebnis hielt sie Katja vor die Nase.

„Und du bist dir sicher, dass ich die Richtige für den Job in Seabrook bin? Es ist unscharf und verwackelt.“

Katja rollte genervt mit den Augen.
„Du musst dich ja auch erst mal wieder in der Materie zu Recht finden. Also hast du dich entschieden?“

Kat drehte am Objektiv herum und veränderte die Einstellungen.

„Nein. Ich hab nicht mal mit Ben darüber gesprochen. Ich denke immer noch darüber nach. Aber wenn meine Fotos weiterhin so schlecht bleiben, hat sich die Sache von selber erledigt.“

Katja seufzte
„Du wirst das sicher hinbekommen. Das ist wie Fahrrad fahren.
Das verlernt man nicht.“

Kat drehte sich in die andere Richtung und lichtete Julie und Nicole ab, die lachend mit Getränken in den Händen zurück kamen.

„Ein wenig besser ist es schon. Ich glaube ich mache nochmal so einen Foto Kurs.“, sagte sie mehr zu sich selber.

Die beiden Frauen ließen sich neben ihnen nieder und reichten die Getränke weiter.

Sie genossen die Zeit im Park.
Sie relaxten, lachten viel und unterhielten sich.
Sie hatten sichtlich Spaß.

Katja warf einen Blick auf die Uhr.
„Wir sollten dann bald los. Ich muss dringend einen vernünftigen Parkplatz haben. Mit meinem Bein kann ich nicht so weit laufen.“

Gerade als Julie etwas erwidern wollte klingelte Kats Handy.

„Ja? Hi Ben.
Was gibt es?

Was? Ich habe keine Zeit dafür.

Mit meiner Mutter? Wie kommst du denn dazu?

Jetzt? Ich habe noch was vor. Das weißt du doch.

Nein. Ja, schon klar.

Ich komme.“

Sie legte sauer auf und blickte wütend in die Runde.

Sie erntete fragende Blicke und Katjas Gesichtsfarbe war nun dunkel rot vor lauter Wut.

„Ben und meine Mutter haben einen Termin im Restaurant für das Catering bei unserer Hochzeit. Ich soll zum Testessen kommen.“

Julie schüttelte nur den Kopf.
Ihre Mutter entschied, wie es ihr in den Sinn kam und Ben machte auch noch mit.

Kat schnappte ihre Sachen und rief nach Jack.

Katja wühlte in ihrer Tasche.

„Wisst ihr was? Wir nehmen die Bahn und wenn Kat mit ihrem essen fertig ist, kommt sie nach und wir gehen hinterher noch auf einen Absacker in die Bar.
Ist das okay für euch?
Kat?“

„Wie sollen wir uns denn finden? Da sind doch sicher eine Menge Menschen.“

Katja hatte gefunden was sie gesucht hatte.
Sie hielt ihr einen Backstage Pass unter die Nase.

„Wir finden uns!“

„Backstage?“, fragte Nicole erstaunt.

Katja grinste.
„Ich hab halt so meine Beziehungen.“

Kat stopfte den Pass in ihre Tasche, verabschiedete sich, leinte Jack an und ging sauer zu ihrem Auto.

Sie fuhr nachhause, brachte Jack nach nebenan und machte sich nochmal schnell frisch.
Danach fuhr sie zum Restaurant um sich mit Ben und ihrer Mutter zu treffen.

Sie wurde bereits erwartet und schenkte den beiden eine kühle Begrüßung.

Kat setzte sich und griff nach dem Wasser welches bereits auf dem Tisch stand.

„Ich bin wirklich sauer auf euch. Ich hatte eine Verabredung.
Du kannst wenigsten die Termine mit mir absprechen, Mom.

„Was hattest du denn so dringendes vor, Kind?“

„Ich wollte auf ein Konzert.“

„Ach, das kannst du doch nachholen. Das ist immerhin deine Hochzeit.“, war ihre flapsige Antwort.

Kat seufzte
„Du könntest auch ruhig mal was sagen, Ben.“

Dieser machte nur eine lockere Handbewegung.
„Deine Mutter hat Recht. Es hat ewig gedauert bis wir den Termin hier bekommen haben.“

Kat kochte vor Wut und beschloss Ben zuhause ihre Meinung zu sagen. Sie wusste, dass sie laut werden würde, also hielt sie sich im Zaum und machte gute Miene zu einem Spiel, dass ihr gerade nicht passte.

Sie bekamen verschieden Proben an Vor- und Hauptspeisen und am Ende lag die Entscheidung doch wieder bei Ihrer Mutter.
Ben war sich jedes Mal mit ihr einig geworden.

Bei den Nachspeisen war Kat sich sicher für die Kinder einfach verschiedene Eis Sorten zu servieren.
Die wenigsten Kinder würden Creme Brülee´ oder eine Käseplatte vorziehen.

Kats Einwand wurde ignoriert.
Also erhob sie sich, nahm einen großen Schluck ihres Wassers und verabschiedete sich.

„Ihr könnt das hier auch gut ohne mich. Ich habe noch was vor.“

Sie drückte Ben einen schnellen Kuss auf die Wange.
„Warte nicht auf mich. Kann spät werden.“

Ihrer Mutter nickte sie nur kurz zu und verschwand.

Sie riss ihre Jacke vom Haken und eilte zum Auto.
Sie hätte es keine Minute länger ausgehalten.

Eine gute halbe Stunde später befand sie sich auf dem Konzert Gelände und dank des Backstage Passes konnte sie nahe genug am Hintereingang parken.

Kat rief kurz bei Katja an, doch sie ging nicht ans Telefon.
Also machte sie sich auf den Weg zum Hintereingang.
Kat hatte fest damit gerechnet, dass sich ein paar Fans hier her verirren würden, in der Hoffnung noch einen Blick auf die Band werfen zu können. Aber hier war niemand. Wahrscheinlich weil es so versteckt lag.

Kat zückte ihren Pass und hielt ihn dem Sicherheitsmann vor die Nase. Dieser warf ihr einen verwunderten Blick zu.

„Das Konzert ist in drei Minuten gerade zu ende. Sie sind zu spät.“

Kat seufzte.

„Ist nicht mein Tag heute. Ich möchte eigentlich auch nur jemanden abholen.“

Er ließ sie durch und Kat befand sich nun auf einer Art Innenhof.
Hier befand sich ein großer schwarzer Bus und ein paar Arbeiter packten bereits Musikinstrumente und Kabelrollen in einen LKW.
Es war alles nur schwach beleuchtet.

Die Hintertür stand offen und auf den Gängen herrschte Chaos. Eine Menge Leute tummelten sich dort und arbeiteten.

Von Julie und Katja war keine Spur.
Sie kannte die Band nicht und hatte sowieso schon alles verpasst, also beschloss sie einfach hier draußen auf die beiden zu warten.

Nicole hatte sich vor dem Konzert bereits verabschieden müssen, weil ihre Tochter sich bei einem Fahrradunfall den Knöchel brach und sie ins Krankenhaus gerufen wurde.

Sie schickte eine kurze SMS an ihre Schwester und lehnte sich gegen die kühle Hauswand.

Sie atmete tief die laue Frühlingsluft ein und schloss die Augen.
Die Anspannung der letzten Stunden im Restaurant fiel langsam von ihr ab.

Entfernt nahm sie die Schreie der Menge wahr.
Ein paar Männer stürmten an ihr vorbei und verschwanden im LKW oder im Bus.
Sie hatte nicht darauf geachtet.

Dann wurde es plötzlich ruhiger.
Kat stand immer noch unbeweglich da und plötzlich fühlte sie sich beobachtet.

Als sie die Augen öffnete, traf es sie wie ein Blitzschlag.

Sie blickte ihm direkt in seine großen blauen Augen.
Tausend Emotionen spiegelten sich darin wieder.
Verwunderung und Ungläubigkeit war in diesem Moment wohl bei ihnen beiden die Hauptemotion.

Kat konnte kein Wort sagen und fühlte sich wie in einer Seifenblase.
Sie war sich sicher zu Halluzinieren.

Mit dem Essen im Restaurant musste etwas nicht in Ordnung gewesen sein, schoss es ihr durch den Kopf.

Dann machte er einen Schritt auf sie zu sah sie intensiver an.
Niemand sagte ein Wort.
Die Stimmung hatte beinahe etwas Gespenstisches an sich.
Kats Kehle war wie zugeschnürt.

Erst jetzt nahm sie wahr, dass er vollkommen nassgeschwitzt vor ihr stand.

Als sein Blick weicher wurde, versuchte sie etwas zu sagen, doch er legte seinen Zeigefinger auf ihre Lippen und schüttelte kaum merklich den Kopf.

Im selben Augenblick kam Katja gerade aus der Hintertür, kniff Julie heftig in die Seite und schob sie schnell wieder in den Gang.
Diese schlug sich ihre Hand vor den Mund, um bloß keine Aufmerksamkeit zu erregen.
Beide staunten nicht schlecht über das Bild das sich ihnen bot und
Katja wirkte erleichtert.

Diese kleine Berührung von Jared hatte ausgereicht, um ihre Starre zu lösen.
Sie gab dem Drang, ihn zu berühren einfach nach und legte ihre Arme um ihn.

Er zog sie automatisch näher zu sich und hob sie leicht an.
ihre Beine schlang sie um seine Hüfte und sie hielten sich eng umschlungen.

Es zählte nur der Moment und es fühlte sich verdammt Richtig an.

Nach einer scheinbar endlosen Ewigkeit lösten sie sich voneinander und er stellte sie wieder auf die Beine und sah ihr tief in die Augen.

Sie hatten beide so viele Fragen, dennoch schien die Zeit eine Weile still zu stehen.

Plötzlich rief jemand:
„Wir müssen los, Leute. Der Flieger wartet nicht.“

Jareds Blick fiel auf den kleinen Anhänger an ihrem Hals und er lächelte zaghaft, als er den kleinen Schwan durch seine Finger gleiten ließ.

Sie trug ihn immer noch.

Er küsste sie auf die Stirn und verschwand im Bus.

Kat blieb verwirrt zurück.

Sie hatten nicht ein Wort miteinander geredet und doch so viel gesagt.

Sie hatte nie daran geglaubt ihn wieder zu sehen und schon gar nicht. dass ihre erste Begegnung nach all den Jahren so ausfallen würde.

Als sie Schritte hinter sich hörte, drehte sie sich zu Katja und Julie um.

Sie hatte gar nicht bemerkt, dass ihr Tränen über das Gesicht liefen…



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Song zum Kapitel
Jason Walker

You fill my Heart
http://www.youtube.com/watch?v=yQBTdkrPu7g

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4 Kommentare

Anonym hat gesagt…

wunderschönes kapitel. die begegnung war mehr als romantisch und ich bin gespannt, wie es weiter geht. ich lese das wirklich gerne. und ich freu mich, dass die beste freundin genauso heißt wie ich :-)

gruss
katja

summer hat gesagt…

ich freu mich sehr über deine netten worte und natürlich das dir die story gefällt. das freut mein schreiber-herz natürlich sehr :-)

lg
summer

Unknown hat gesagt…

Kannst du mir eventuell den Link vom ersten Kapitel schicken?

http://sonnenplume.blogspot.de/

summer hat gesagt…

@vivi; schon passiert ;-)

lg
summer

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