8. Mai 2012

runaway Bride/5





Geh nicht immer auf dem vorgezeichneten Weg, der nur dahin führt, wo andere bereits gegangen sind.
                                                                                        Alexander Graham Bell

Ben und Kat machten sich einen gemütlichen Abend vor dem Fernseher.
Während Kat durch die Kanäle zappte, las Ben die aktuelle Tageszeitung.
Beim umblättern fielen die Werbeprospekte der Kaufhäuser auf den Boden.

Kat hob sie auf und legte den Stapel auf den Tisch.
Ihr Blick fiel dabei auf das Prospekt eines bekannten Fachmarktes für Elektroartikel.

Sie blätterte es durch und stutzte.
„Ich wusste gar nicht, dass die jetzt auch Fotozubehör verkaufen.“

Ben sah hinter seiner Zeitung hervor.

„Wer?“

Kat hielt ihm die Werbung vor die Nase und Ben zuckte nur mit den Schultern und verschwand wieder hinter seiner Zeitung.

Ihr Blick heftete sich auf eine der abgebildeten Spiegelreflexkameras.
Sie las sich das Angebot durch und überlegte.
Die Idee es einfach wieder zu versuchen, ging ihr schon seit Tagen durch den Kopf.
Sie musste endlich wieder etwas mehr für sich tun und die Sehnsucht wieder etwas Künstlerisches zu machen, packte sie in letzter Zeit mehr denn je.

Sie räusperte sich.

„Ich denke ich werde mir eine Spiegelreflexkamera kaufen.“, warf sie in den Raum.

Ben gähnte.
„Tut es für das bisschen knipserei nicht auch eine normal Digitalkamera? Dieses Spiegelreflex sind doch ziemlich teuer.“

Kat verdrehte genervt die Augen.

„Nein, tut es nicht.“

Ben legte die Zeitung beiseite.
„Dann kauf dir halt eine.“

Kat warf das Prospekt zur Seite und richtete sich auf.

„Weißt du was dein Problem ist? Man kann sich überhaupt nicht mit dir streiten.“

Ben lachte.
„Was?“

„Es passt dir nicht, dass ich so eine teure Anschaffung machen will und anstatt es einfach zu sagen, gibst du nach.
Nur damit du dich nicht mit mir auseinander setzen musst und deine Ruhe hast.“

Ben seufzte.

„Ich streite mich ja auch ständig vor Gericht. Da muss ich das zuhause nicht auch noch haben.“

Kat sah ihn genervt an.

„Das kann ja wohl nicht dein ernst sein?“

„Warum nicht? Der Klügere gibt nach.“

„Der Klügere gibt nach? Willst du mich etwa als dumm darstellen?“

Ben war genervt.

„Nein, natürlich nicht. Was ist denn bloß los mit dir? Du bist in letzter Zeit so impulsiv. So kenne ich dich gar nicht.“

Kat schüttelte den Kopf.

„Vielleicht kennt du mich wirklich nicht richtig.“

„Du wirst schon sehen. Sobald wir verheiratet sind, wird wieder Ruhe einkehren.
Kauf dir die Kamera und mach ein paar schöne Bilder.
Vielleicht entspannt dich das ein wenig.
Deine Mutter meinte, dass liegt am Stress wegen den ganzen Hochzeitsvorbereitungen.“

Kat stand auf und sah ihn wütend an.

„Rede nicht mit mir, wie mit einem kleinen Kind.“

Sie verließ den Raum, drehte sich dann im Flur Ruckartig zu ihm um und blickte ihn noch wütender an..

„Du redest mit meiner Mutter über mich?“

Ehe Ben etwas erwidern konnte schnappte sie sich ihre blaue Jeans Jacke und verschwand.

Kat schlenderte ein wenig am Waldrand entlang.
Sie hatte immer öfter das Gefühl zuhause erdrückt zu werden und nun dachte sie intensiver über Katjas Angebot nach.

Vielleicht sollte sie wirklich fliegen.
Danach hätte sie den Kopf frei und könnte sich vielleicht endlich über ihre Hochzeit freuen.

Sie genoss die laue Frühlingsluft des Abends.
Langsam setzte die Dämmerung ein und sie überquerte eine Pferdewiese, um wieder zu den Wohnhäusern zu gelangen.

Im Dunkeln wollte sie nicht allein so weit draußen sein.
Man musste sein Glück ja nicht überstrapazieren.
Es gab schließlich genug Horrorgeschichten.

Sie hatte es schon fast bis zu den Häusern geschafft, als ein leises Winseln sie aus ihren Gedanken riss.

Sie dachte erst sich verhört zu haben, doch als es immer lauter und klagender wurde, folgte sie dem Geräusch, obwohl sie ein wenig Angst hatte, vor dem was sie dort erwarten könnte.

Sie kletterte durch den Zaun und ging zu einem Gebüsch.
Dort konnte sie auch schon einen Blick auf die Geräuschquelle werfen.

Sie sprang über einen Graben und erreicht schließlich das zitternde schwarze Fellbündel.
Der Hund war an einem der Büsche festgebunden und ganz offensichtlich ausgesetzt.
Sie tastete sich langsam zu ihm hervor und als er keine Anstalten machte sie zu beißen, traute sie sich ihn loszubinden.

„Wer hat dir denn das angetan? Ich tu dir nichts.“, redete sie sanft auf den Hund ein.

Sie nahm die Leine und taste nach seinem Halsband, das viel zu eng war. Sie lockerte es etwas und untersuchte den Hund auf die Schnelle nach irgendwelchen äußeren Verletzungen.

Bis auf ein paar Kratzspuren an Gesicht und Beinen, die von den Dornen des Busches stammen mussten, war nichts zu sehen.
Aber er war viel zu dünn.
So nahm sie ihn schließlich einfach mit.

Als sie nachhause kam, war Ben nicht da.

Sie ließ den Hund erst einmal auf die Terrasse und klingelte dann bei einer Nachbarin, um sich Hundefutter zu leihen.
Nachdem der erste Hunger gestillt war, steckte sie ihn in die Badewanne.
Er ließ alles anstandslos über sich ergehen und Kat war traurig berührt von dem ignoranten Verhalten einiger Menschen.

Sie taufte ihn Jack und beschloss ihn zu behalten, egal was Ben sagen würde.

Sie hatte sich als Kind schon einen Hund gewünscht und dieser hier, fand den Weg nun auf eine Schicksalhafte Weise zu ihr.

Ben kam spät wieder zurück und war anfangs wenig begeistert über den neuen Mitbewohner.
Nachdem Kat ihm die ganze Geschichte erzählt hatte und die beiden sich ein wenig angefreundet hatten, hatte Ben seine Zustimmung gegeben.

„Es ist vielleicht gar nicht so schlecht einen Hund zu haben. Dann bist du nicht so alleine, wenn ich mal wieder länger in der Kanzlei bin.“, sagte er.

Kat lächelte.

„Ich bin froh, dass du das so siehst. Aber ich hätte ihn auch behalten, wenn du nein gesagt hättest.“

Ben schüttelte den Kopf.
„Da kommt schon wieder diese impulsive Frau zum Vorschein.“

Kat lachte leicht.
„Du hast mich noch nicht impulsiv erlebt.“

Jared lehnte sich seufzend in seinem Sessel zurück.
Steve schüttelte nur lachend den Kopf.

„Du hast die Frau aber schnell wieder nachhause geschickt. War es so übel?“, fragte er neugierig.

Jared schenkte ihm einen bösen Blick und redete dann doch.

„Ich hab das so satt. Es bringt mir nichts mehr. Man verbringt eine Nacht zusammen und fühlt sich hinter her doch nur leer.
Ich glaube wenn die Tour zu Ende ist, gehe ich für ein paar Monate ins Kloster.“

Steve lachte laut.
„Du brauchst kein Kloster.
Du brauchst endlich mal eine Frau, die hinter die Superstarfassade blickt und trotzdem bei dir bleibt.“

Jared verdrehte die Augen.

Steve redete munter drauf los.

„Seit dem du diese Hochzeitsanzeige in der New York Times gelesen hast, bist du durch den Wind.
Warum nimmt dich das so mit? Kathleen war also doch mehr als ein Urlaubsflirt? Erzähl es endlich, Jared. Du kannst mir eh nichts vormachen.“

Jared fuhr sich mit den Händen über das Gesicht und blickte seinen Bruder genervt an.

„Also gut. Du gibst ja doch keine Ruhe.“

Sie bestellten ihr Abendessen beim Zimmerservice und Jared erzählte ihm die Geschichte seines Sommers, ihres Sommers…
 
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3 Kommentare

Steffi hat gesagt…

Schön,dass dir die Vorstellung gefällt :)
Oh,schon Teil 5...
ich muss unbedingt weiter lesen.

summer hat gesagt…

:-) ich hoffe deine wird dir auch gefallen und das kapitel natürlich auch!

lg
summer

summer hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
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