16. Mai 2012

Julia/Rezension

                         Julia von Anne Fortier




640 Seiten
Verlag: Fischer (Tb.),
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3596185564
ISBN-13: 978-3596185566

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Ein altes Buch lockt die junge Amerikanerin Julia nach Italien: Es ist die längst vergessene erste Fassung der Romeo-und-Julia-Geschichte und handelt von den verfeindeten Familien Tolomei und Salimbeni in Siena. Völlig überrascht stößt Julia auch auf die Warnung ihrer verstorbenen Mutter: Bis heute liege ein Fluch auf den Familien - und damit auch auf ihr. Denn ihr wahrer Name ist Giulietta Tolomei... Auf der Suche nach ihrem Erbe spürt Julia, dass sie beobachtet und verfolgt wird. Wird der Fluch der Vergangenheit auch ihr zum Schicksal?

 
Zum Buch


Romeo und Julia mal anders.
Julia lebt bei seit ihrer Kindheit bei ihrer Tante in Amerika, denn ihre Eltern sind ums Leben gekommen. Mit ihrer Zwillingsschwester versteht sie sich gar nicht. Die beiden sind wie Tag und Nacht. Julia ist die stille graue Maus und ihre Schwester der Männer mordende Vamp und ein wenig oberflächlich. Zumindest scheint es am Anfang so.
Beide machen im laufe der Geschichte eine Wandlung durch und finden dann doch näher zueinander.
Nachdem die Tante gestorben war erbt die "böse" Zwillingsschwester alles und Julia geht leer aus, bis auf das kleine Kästchen mit Informationen, die ihr lange vorenthalten wurden. Mit diesem Kästchen geht die Geschichte richtig los. Julia reist nach Siena um mehr über ihre Familie herauszufinden und das erbe ihrer Mutter anzutreten. Julia heißt eigentlich nicht Julia, sondern Giulietta Tolomei und sie befindet sich in Gefahr. Auf ihrer Reise findet sie nicht nur alte und ihr unbekannte Verwandte wieder. Sie schlittert in eine Mysteriöse Geschichte eines alten Fluches ihrer Familie und bekommt einen Blick in ihr wahres ich - eine Zeitreise - denn sie ist Julia - Shakespeares Julia und Romeo ist natürlich auch nicht weit...

Fazit

Eine spannende Mischung aus Historie, Shakespeare, Krimi, Liebesgeschichte und irgendwie auch Reisebericht.
Der Schreibstil von Anne Fortier ist wirklich wunderbar. Die Art wie sie die Sprache nutzt ist wirklich toll zu lesen. Man findet sich schnell in den Roman ein und hat Italien bzw. Siena bildlich vor sich. Die Figuren sind interessant und vielseitig.Die Idee der Geschichte ist gut umgesetzt und es passieren immer wieder neue Wendungen. Auch die Beziehung zu "Romeo" ist anfangs nicht so rosa-rot, wie man vielleicht erst denken mag. Trotz Anziehungskraft; Sie traut ihm nicht und sie streiten. Das macht die Sache natürlich glaubwürdiger. Aufgrund der Länge der Geschichte geriet es zwar in der Mitte etwas in stocken und ich finde auch man hätte die Geschichte zwischen Romeo und Julia in der heutigen Zeit noch etwas mehr ausbauen können, aber das tut dem Buch keinen Abbruch, weil es wirklich sehr abwechslungsreich ist. Ich bin gespannt auf das neue Buch von Anne Fortier, denn sie schreibt wirklich toll.

Fazit
Mir hat die Geschichte sehr gefallen. Die figuren sind alle gut ausgearbeitet und Anner Fortier beschreibt Siena sehr detailreich und Bildlich. Ich wurde gut unterhalten. Die Geschichte hat einiges zu bieten.Tolle Idee, gut umgesetzt.
Das Buch hat übrigens 650 Seiten. Für alle die gerne länger was davon haben.
Wegen ein paar kleiner Makel gibts
4 von 5 Sternen

****

Zum Autor




Anne Fortier wuchs in Dänemark auf, wo sie im Fach Ideengeschichte promovierte. Mit ihrem Mann, den sie in Oxford kennenlernte, ging sie nach Amerika. Sie war Co-Produzentin von Dokumentarfilmen und lehrte Philosophie und Europäische Geschichte an verschiedenen Universitäten. Sie fühlt sich auf beiden Seiten des Atlantiks zu Hause. Seit der Kindheit von Shakespeares Heldin fasziniert, forschte sie für ihren Roman in Sienas Archiven und Museen


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Interview
»Julia gehört zu meinem Leben«

Bei Anne Fortier bekommen Romeo und Julia eine zweite Chance. Im Gespräch erzählt sie, warum die berühmte Liebestragödie sie seit ihrer Kindheit beschäftigt, wie ihre Mutter bei der Recherche half und warum sie ein ganzes Wochenende im Pyjama am Schreibtisch saß.
 
 
db-mobil: Warum interessiert Sie die Romeo-und-Julia-Geschichte?
 
 
Anne Fortier: Meine Mutter führte früher jeden Tag dänische Touristen durch Verona, zeigte ihnen den Balkon und das Grab von Julia und beantwortete tausend Fragen zu Shakespeares Stück. In meiner Kindheit war es üblich, wenn wir nach Verona kamen, immer »bei Julia vorbeizuschauen«. In einem gewissen Sinn gehörte Julia zu meinem Leben, und ich war entsetzt, als ich begriff, dass sie eine fiktive Gestalt ist. Als ich das Stück dann endlich selbst las, fand ich es furchtbar traurig. Geschichten, die tragisch enden, waren überhaupt nicht mein Fall, und bis heute frage ich alle, die mir Bücher oder Filme empfehlen: »Geht es denn gut aus?« Genau das treibt Julia, die Heldin des modernen Handlungsstrangs, an: Sie möchte unbedingt den beiden eine zweite Chance geben.
 
 
db-mobil: Wir dachten bisher, »Romeo und Julia« spiele in Verona. Haben wir was verpasst?
 
 
Anne Fortier: Nein, auch ich war davon überzeugt. Ich dachte auch, Shakespeare habe die Geschichte selbst erfunden. Aber als meine Mutter und ich vor Jahren in die Toskana, nach Siena reisten, änderte sich alles. Ich war völlig hingerissen von der
mittelalterlichen Stadt und spürte, dass die uralten Familienfehden, die geheimnisvollen unterirdischen Gänge, die Pestlegenden geradezu nach einem Roman riefen. Als dann meine Mutter herausfand, dass die Urfassung von »Romeo und Julia« 1476 von einem Italiener stammte und genau hier in Siena spielte, war für mich klar: ich wollte Shakespeares berühmte Geschichte an ihre Ursprünge zurückführen und vor der Kulisse von Siena neu erzählen.
 
 
db-mobil: Was fasziniert Sie an Siena?
 
 
Anne Fortier: Schon bei den ersten Schritten durch die Straßen spürte ich: dies ist ein Ort voller Geheimnisse. Wer Siena besucht, fühlt sich sofort ins Mittelalter versetzt. Viele alte Städte Italiens wurden durch Erdbeben oder Kriege zerstört und zeigen deshalb eine Mischung verschiedener Architekturstile, aber Siena ist davon verschont geblieben. Die Stadt vibriert geradezu vor Energie. Mir fiel auf, wie sehr der mittelalterliche Konflikt zweier Familien Sienas, der Tolomeis und der Salimbenis, der blutigen Rivalität zwischen den Montagues und Capulets bei Shakespeare glich. Diese historisch belegte Fehde diente wohl tatsächlich als Vorlage für den Stoff, und so schien es mir nur passend, die Julia in meinem Roman zu einer Nachfahrin der Tolomei-Familie zu machen.
 
 
db-mobil: Ihr Roman hat zwei Handlungsstränge, in der Gegenwart und im Mittelalter. Wie ist diese Idee entstanden?
 
 
Anne Fortier: Als ich mit dem Roman anfing, konzentrierte ich mich ganz auf die moderne Handlung. Julia sollte die Geschichte ihrer Vorfahren anhand von Briefen und Dokumenten entdecken. Ich hatte nicht vor, die historischen Ereignisse zu schildern.
Ich fürchtete, die Leser könnten es verwirrend finden, zwischen zwei Zeitebenen hin- und herzuspringen. Aber je länger ich schrieb, desto stärker drängten sich meine mittelalterlichen Charaktere in den Vordergrund. Unversehens recherchierte ich alles Mögliche von mittelalterlichen Kleidern und Waffen bis zu Tänzen und Hochzeitsbräuchen. Dabei fand ich manchmal erstaunliche Details. So gab es im Spätmittelalter eine Mode, bei der die Überröcke der Männer so kurz zu sein hatten, dass sie kaum bis zum Bund ihrer langen Strumpfhosen reichten. Ich stieß auf empörte Beschwerden von Kirchenvertretern darüber, dass man beim Aufsitzen aufs Pferd in der Lücke zwischen Überrock und Strumpfhose nackt entblößte Männerhüften sehen könnte. Solche Fundstücke machten mir großen Spaß.
 
 
db-mobil: Welcher Teil war schwieriger zu schreiben?
 
 
Anne Fortier: Aufgrund der Recherche stellte die historische Handlung eine größere Herausforderung dar, aber sobald ich anfing zu schreiben, nahmen mich beide Ebenen in gleicher Weise gefangen. So gibt es ein Kapitel, in dem Romeo den mittelalterlichen Palio reitet. Ich spürte, dass ich für diese spannungsgeladene Szene viel Schwung brauchen würde, um sie richtig hinzubekommen. Und dann ging es auf einmal, das ganze Kapitel entfaltete sich in einem langen Fluss der Worte, zügiger, als ich je vorher geschrieben hatte. Das war sehr aufregend. Ich habe wohl das ganze Wochenende im Pyjama am Schreibtisch gesessen.
 
 
db-mobil: Wie haben Sie für das Buch recherchiert?
 
 
Anne Fortier: Ich war beruflich in den USA eingespannt und hätte den Roman nie ohne die Hilfe meiner Mutter schreiben können, die sich in Siena aufhielt. Sie suchte in Museen und Archiven nach Dokumenten, alten Stammbäumen oder Grundrissen bestimmter Gebäude. Auch für das heutige Siena war sie mein Späher vor Ort. Ich kannte die Stadt gut, konnte mich aber natürlich nicht an jedes Detail erinnern, so dass sie alle Beschreibungen am Ort überprüfen und Fotos davon machen musste. Sie befragte auch viele Einheimische und genoss es sehr, ihre Ergebnisse in Umschlägen zu schicken, die mit »Top Secret« markiert waren. Manchmal stellte ich ihr die verrücktesten Aufgaben, etwa sich zu überlegen, wo sich Julia bei einer Verfolgungsjagd verstecken müsste oder wie man in eine bestimmte Bank in Siena einbrechen könnte. Und dann gab es da dieses Internet-Chatforum, in dem es um den Palio geht – auf Italienisch. Meine Mutter entwarf perfekt formulierte Fragen, die ich postete. Als dann Antworten kamen, schrieb ich selbst zurück. Mein Italienisch ist allerdings ziemlich wackelig, so dass sich die Leute sehr gewundert haben müssen, warum ich manchmal so wortgewandt und manchmal so holperig klang.
 
 
db-mobil: Wie viel müssen Ihre Leser von Shakespeare wissen, wenn sie Ihren Roman lesen?
 
 
Anne Fortier: Ich bin sicher, dass man den Roman genießen kann, ohne eine Silbe von Shakespeare gelesen zu haben. Wobei »Romeo und Julia« ja so berühmt ist, dass fast jeder ein paar Motive kennt: die Fehde der beiden Familien, die Balkonszene, die heimliche Hochzeit, den blöden Plan mit dem Schlaftrunk und den doppelten Selbstmord. Mein Roman »Julia« spielt mit all diesen Motiven, und ich fände es schön, wenn Leser dadurch Lust bekämen, Shakespeare [wieder] zu lesen.


Das Interview ist im Mai-Heft 2010 von db-mobil, der Kundenzeitschrift der Deutschen Bahn, erschienen.
 
Quelle Fischer Verlag

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